Winterliches Utrecht: Grachten, Schnulzen und ein hippes Kaninchen
Ob mit einer weihnachtlichen Eisbahn, einem zu Tränen rührenden „Schnulzenfestival“ oder einer Stadtführung mit Obdachlosen: Die niederländische Großstadt Utrecht umgarnt ihre Besucher auch in der dunklen Jahreszeit mit ungewohnten Attraktionen.
Musikalischer Herbst
Utrecht gibt sich musikalisch: Eine bunt gemischte Auswahl verschiedener Festivals im November verbreitet in der dunklen Jahreszeit fröhliche Stimmung. Beim „Smartlappenfestival“ (Schnulzenfestival) spielen Bands vom 18. bis zum 20. November in zahlreichen Cafés und Restaurants in der Innenstadt Schlagermusik bis in die Nacht. Das Utrechter Musikfestival „Le Guess Who?“ (24. bis 27. November) setzt derweil auf einen modernen und internationalen Charakter: Zum Line-up gehören dieses Jahr unter anderem Panda Bear aus New York, Bo Ningen aus Japan und Inerane aus Nigeria. Zum Ausklang des Jahres bietet das Kammermusik-Festival vom 26. bis zum 30. Dezember klassische Klänge.
Familienspaß im Winter
Auch für Familienspaß ist gesorgt; besonders für Kinder ist das Dick Bruna Haus am Centraal Museum Utrecht einen Besuch wert. Der Schöpfer der „Nijntje“-Bücher (Deutsch: „Miffy“), der aus Utrecht stammt und dort lebt, hat mit der weltbekannten Zeichenfigur eine minimalistische und zeitlos moderne Kreation geschaffen. Während die Kinder die Mitmachabteilung erkunden, können Erwachsene in der angegliederten Werkschau mehr über die vielfältigen Talente des Grafikers und Kinderbuchautors Dick Bruna erfahren. Bis zum
22. Januar läuft im Centraal Museum noch die korrespondierende Ausstellung „Nijntje in de Mode“, bei der Designer das berühmte Kaninchen angekleidet haben.
Etwas technischer und richtig winterlich geht es im Eisenbahnmuseum in Utrecht zu: Inmitten der Gleise entsteht eine Winterlandschaft. Hunderte Weihnachtsbäume, tausende Lämpchen und eine Eisbahn mit antikem Karussell sorgen zwischen Weihnachten und Neujahr für Winterfreuden. Am 23. Dezember wird die „Winter Station“ mit einem großen Feuerwerk eröffnet; sie ist dann bis zum 8. Januar 2012 geöffnet.
Lichtinstallation „Trajectum Lumen”
Ebenfalls hell erleuchtet wird Utrecht durch das Projekt „Trajectum Lumen”. Dabei können Besucher und Einwohner der Stadt auf eine Entdeckungstour im Dunkeln gehen, entlang besonders angeleuchteter Sehenswürdigkeiten und Kunstobjekte. Von der zentral gelegenen Vredenburg führt eine in den Boden eingelassene Lichtspur entlang der Werke von renommierten Lichtkünstlern. In den nächsten Jahren erstrahlen entlang der Route immer mehr Kunstwerke – bis das „Trajectum Lumen“ die Stadt im Jahr 2013 zu den Feierlichkeiten des „Friedens von Utrecht“ (1713, Ende des Spanischen Erbfolgekrieges) in voller Pracht erscheinen lässt. Trajectum Lumen lässt Objekte, Gebäude, Straßen, Grachten und Brücken erleuchten und erzählt so auf kreative Weise eine Geschichte der Stadt. Die Route führt entlang besonderer und teilweise noch unbekannter Orte im historischen Zentrum. Im Spazierschritt kann man die Tour in etwa eineinhalb Stunden absolvieren.
Utrecht Underground
Einen weiteren besonderen Spaziergang können Besucher in Begleitung machen: Unter dem Namen „Utrecht Underground“ bieten ehemalige Obdachlose und frühere Drogenabhängige Einblicke in ihre Stadt. Mit dem Zertifikat zum ausgebildeten Fremdenführer in der Tasche, begleiten sie Besucher zu jenen Orten, wo sie früher „abgehangen“ haben. Oft auf humorvolle Weise erzählen sie dabei vom Leben auf der Straße. Und das für einen guten Zweck, denn die Initiatoren verfolgen das Ziel, Menschen mit psychiatrischen Störungen oder Suchterkrankungen den Weg zurück in die Normalität zu ebnen.
Außer den verschiedenen Veranstaltungen bietet die viertgrößte Stadt der Niederlande natürlich auch die landestypischen Attraktionen: Grachten, an deren Ufern sich ehemalige Warenhäuser, Cafés und prächtige Patrizierhäuser aneinanderreihen. Eine vitale Innenstadt mit verwinkelten Kneipen und Geschäften sowie zahlreichen ungewöhnlichen Ausstellungshäusern wie dem Museum für zeitgenössische Aborigines-Kunst (AAMU), dem charmanten Spieluhrenmuseum oder dem Museum Catharijneconvent, das in einem alten Kloster die Geschichte des Christentums in den Niederlanden erzählt. Und den Dom, der mit seinem 112 Meter hohen Turm lange Zeit das höchste Gebäude der Niederlande war.